Eine große Ära geht zu Ende

Realschuldirektorin Marlies Hoffmann prägte an der Mädchenrealschule St. Josef eine große Ära. Nach 34-jähriger Erfolgsgeschichte an der kirchlichen Schule verabschiedete sich eine Institution in den Ruhestand.

„Hast du nur (noch) ein Wort zu sagen, […] dann, lass es Liebe sein.“ Gemäß einer Textzeile der Musikgruppe Rosenstolz verabschiedete sich Realschuldirektorin i. K. Marlies Hoffmann am 25. Juli 2019 mit liebenswürdigen Worten in den Ruhestand und wünschte den zahlreich erschienenen Gästen: „Alles Liebe für euch alle!“ Nach einer überaus signifikanten und erfolgreichen 34-jährigen Ära pädagogischen Wirkens an der Mädchenrealschule St. Josef sagte die hoch geschätzte Schulleiterin, Mitglied des Stiftungsvorstands der Diözese Regensburg und der Personalkommission des Katholischen Schulwerks sowie brlv-Sprecherin der klösterlichen und kirchlichen Realschulen im Bezirk Oberpfalz, den Ehrengästen und der Schulfamilie Adieu. Die äußerst eindrucksvolle Verabschiedungsfeier in der Sporthalle war getragen von spürbaren Emotionen, großer Harmonie und allgegenwärtigem Gemeinschaftsgeist.

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Stiftungsdirektor Johannes Neumüller verlieh der scheidenden Direktorin Marlies Hoffmann die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand sowie die Goldene Ehrennadel des Katholischen Schulwerks in Bayern. I Foto: Rudolf Hirsch

 

Vorausgegangen war ein feierlicher Dankgottesdienst in der Schulkirche St. Josef, dem Stiftungsdirektor Domdekan Johannes Neumüller in Konzelebration mit Dekan Monsignore Hans Amann, Pfarrer Heinrich Rosner und Pfarrer Dr. Christoph Seidl vorstand. Ausgehend vom Namenstag des heiligen Jakobus mündete die liturgische Feier in das Thema „Sich auf den Weg machen“ und somit in die wechselvolle Schulgeschichte unter der Leitung von Direktorin Marlies Hoffmann. Mittels eines 30 Meter langen Regenbogens aus Stoff, den Schülerinnen im Kirchenraum spannten, wurde symbolisch auf den Pontifikalgottesdienst im Dom zu Regensburg verwiesen, der 2003 zum Dank für die Rettung und den Erhalt der Schule als kirchliche Einrichtung gefeiert wurde und bei dem dieser Regenbogen erstmals zum Einsatz kam. Eindrucksvoller Gesang, an der Orgel wirkungsvoll begleitet von Markus Kollmannsperger, sowie stilvolle liturgische Tänze, dargeboten von der Gesangsformation VOICED, von Schülerinnen und Ehemaligen unter der Leitung der Studienrätinnen Janett Vetter und Birgit Weigert, umrahmten den Gottesdienst feierlich.

Herausragende Verdienste der „First Lady“ um die Mädchenrealschule und das katholische Schulwesen

Bei der anschließenden Verabschiedungsfeier hob Stiftungsdirektor Johannes Neumüller in seiner Laudatio die Meriten der seit 1998 amtierenden Realschuldirektorin im Kirchendienst als „Ideengeberin, Beraterin, Katalysatorin und Managerin“ sowie als „erfahrendes Zugpferd“ hervor: „Die Schule wird immer mit ihrem Namen verbunden bleiben“, habe sich die Realschuldirektorin doch durch eine beispiellose konzertierte Rettungsaktion für den Erhalt der Mädchenrealschule als katholische Bildungseinrichtung maßgeblich um die Schule verdient gemacht, als diese vor der Schließung durch den Orden der Dominikanerinnen stand.

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Standing Ovations für die sich verabschiedende Schulleiterin I Foto: Thomas Dobler

Zudem sei sie als Konstante für eine weitreichende, erfolgreiche Schulentwicklung sowie eine stets „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ in besonderem Maße hervorgetreten. Im Mittelpunkt ihres pädagogischen Wirkens habe immer der junge Mensch als Individuum gestanden. Stiftungsdirektor Johannes Neumüller sprach der scheidenden Schulleiterin Marlies Hoffmann mit der Überreichung der Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand seinen Dank und seine Anerkennung „für die dem katholischen Schulwesen geleisteten Dienste“ aus. Darüber hinaus verlieh er ihr „in großer Dankbarkeit und Wertschätzung“ die Goldene Ehrennadel des Katholischen Schulwerks in Bayern.

In höchst anerkennenden persönlichen Worten würdigte Dekan Monsignore Hans Amann die exzellenten Verdienste der arrivierten Direktorin: „Die Kirche in der Region“ sei „stolz auf diese Schule“, die er einst als „First Lady unter den Schwandorfer Schulen“ tituliert habe und deren Leiterin er als „First Lady“ wertschätze. Marlies Hoffmann habe nie als „Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger“ agiert, sondern vielmehr veritable Teilhabe an der schulischen und persönlichen Entwicklung des Kindes verantwortet. Die christlichen Werte habe sie im Schulalltag immer hochgehalten und vorgelebt, versicherte der Geistliche. Am Namenstag des heiligen Jakobus beleuchtete der Dekan den Standort der angehenden Pensionistin. Sie sei zwar an einem Etappenziel, nicht aber am Ende ihres „Pilgerweges“ angelangt. Mit Blick in ihre aktiv geplante Zukunft zeigte er sich überzeugt: „Jetzt tun sich neue Wege auf“, und verwies auf ihr Engagement als zertifizierte Hospiz- und Kinderhospizbegleiterin sowie Kirchenentdeckerin speziell für junge Menschen.

Oberbürgermeister Andreas Feller äußerte in seinem Grußwort höchste Wertschätzung für die sich verabschiedende Schulleiterin, die „die Schule mit Herzblut mit gerettet und dann saniert“ habe. Ferner betonte er den hervorragenden Einsatz der Mädchenrealschule als Fairtrade-Schule und dankte für „das stets gute Miteinander“. In gebührender Weise lobte MdL und stellvertretender Landrat Joachim Hanisch die exzellente Leistung der Realschuldirektorin: „Der Landkreis ist stolz auf diese kirchliche Einrichtung.“ Marlies Hoffmann habe „Spuren hinterlassen im Schulleben des Landkreises“. Ebenso war MdB Karl Holmeier voll des Lobes für den ausgezeichneten Ruf der Mädchenrealschule: „Hier wird der Bildungsauftrag in besonderem Maße erfüllt.“ Der Abschied nehmenden Direktorin zollte er höchsten Respekt und überreichte ihr in Erinnerung an die glanzvolle sportliche Erfolgsserie der Schulmannschaft Tischtennis in Berlin eine Medaille für freien Zutritt zum Bundestag.

Emotionale Verabschiedungsfeier berührte

Beim Festakt überraschte eingangs das „Ministerium für Ruhestand“, pointiert dargestellt von Schülerinnen des Wahlfaches Schultheater, mit einem erfrischenden Entree: „Frau Hoffmann hat unsere Schule zu einer Traumschule gemacht und sich den Ruhestand redlich verdient.“ Mit bewegenden, zum Teil von Studienrätin Janett Vetter selbst getexteten Titeln wie „Niemals geht man so ganz“, „So leb‘ dein Leben“ und „Irgendwas bleibt“ erwiesen die Gesangsformation VOICED, (ehemalige) Solistinnen, Instrumentalistinnen und ein Gesamtchor aus Schülerinnen und Lehrkräften der scheidenden Direktorin äußerst stimmungsvoll und nuanciert ihre Reverenz. Die beeindruckende lyrisch-tänzerische Darbietung des Gedichts „Stufen“, welche für neue Lebensabschnitte stehen, versprach sinnbildlich Hoffnung – auch für die Zeit des Ruhestands: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne […]“. In seiner Hommage an die noch amtierende Chefin erinnerte Konrektor Jürgen Moritz mit einer eindrucksvollen Retrospektive an die von ihr signifikant geprägte Ära der Schulentwicklung. Die musische Bildergalerie „Eine Ära geht zu Ende“ veranschaulichte eine Zeitreise in die 34-jährige Erfolgsgeschichte von Marlies Hoffmann, von welcher ein subtiles Porträt als arrivierte Schulleiterin, Pädagogin und Mensch gezeichnet wurde.

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Für die hoch geschätzte Direktorin regnete es rote Rosen.

 

 

Emotionale Dankesworte richtete MAV-Vorsitzende Daniela Amrein an die Chefin, welche sich mit einem offenen Ohr stets Zeit nahm für die Belange der Lehrkräfte bzw. Angestellten und das herzliche und gute Miteinander zwischen Schulleitung und Mitarbeitern an einem „freundlichen Lernort“ sehr schätzte. Für die SMV dankten die Schülersprecherinnen Emilie Rester und Katharina Köhler der Abschied nehmenden Direktorin in ergreifenden Worten für die Harmonie, die Geborgenheit, den Halt und die Wohlfühlatmosphäre an der Mädchenrealschule. Ebenso schätzten die Elternbeiratsvorsitzende Brigitte Füßl und die Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises der Mädchenrealschule St. Josef Petra Froschauer die stets ausgezeichnete und konstruktive Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ sowie das vertrauensvolle und harmonische Miteinander mit der noch amtierenden Direktorin. Zum Dank überraschten das Lehrerkollegium und die Mitarbeiter ihre Chefin mit einem ozeanblauen E-Bike und einem Fahrradseesack voller origineller Präsente als Abschiedsgeschenk, dem sich die Vertreter des Elternbeirats und des Fördervereins mit einem Rucksack, ebenfalls gefüllt mit sinnreichen Geschenken, und einer Schatzkiste mit Gutscheinen für die Nordseeküste anschlossen.

Die Schule war der Direktorin eine „Heimat“

In tief gehenden „Worten des Abschieds“ bekräftigte Realschuldirektorin Marlies Hoffmann in Anlehnung an Konfuzius: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.“ Sie versicherte, dass die Aufgaben sie zu jeder Zeit erfüllten, habe in ihr doch stets gebrannt, „was man in anderen entzünden will“. Immer habe sie „gern und begeistert gearbeitet“ und die Begegnung mit den „liebenswürdigen, […] wissbegierigen, bisweilen […] auch bekümmerten“ Schülerinnen und allen Mitgliedern der Schulfamilie geschätzt. Sie habe sich gefreut, als Schulleiterin von allen „geachtet“ und gleichzeitig „eine von euch gewesen zu sein“ und im Team die Schulentwicklung vorangebracht zu haben.

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Der symbolische Regenbogen erinnerte an den Erhalt der Mädchenrealschule St. Josef als kirchliche Schule im Jahr 2003.

 

 

Marlies Hoffmann umriss wichtige Eckpunkte ihrer Vita: Dem Abitur am Schwandorfer Gymnasium folgten das Studium der Germanistik und Geografie für das Lehramt an Realschulen in Regensburg sowie ein „Auslandsjahr“ an einer staatlichen Realschule in Unterfranken. Schließlich habe sie an der Mädchenrealschule fast ihr halbes Leben lang, insgesamt 34 Jahre, davon 21 Jahre als Schulleiterin, „Heimat gefunden“. Ihr „Pilgerweg“ an der Schule würde gleichsam am Tag der Verabschiedungsfeier, dem Namenstag des heiligen Jakobus, enden: „Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes hast du noch vor dir. Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, nicht aber, um aufzugeben.“ Nach dieser Maxime des großen Kirchenlehrers Augustinus würden ihr junge Menschen „weiterhin am Herzen liegen, ob als Kinderhospizbegleiterin oder als Kirchenentdeckerin“ oder vielleicht auch als „Helikopter-Oma“.

Ein herzliches Vergelt’s Gott sagte die Realschuldirektorin i. K. der Schulstiftung, den jetzigen und früheren Verantwortlichen des Katholischen Schulwerks, des Kultusministeriums, der MB-Dienststelle, der Stadt und des Landkreises Schwandorf sowie ihren Heimatpfarreien St. Andreas und St. Jakob für die langjährige und gute Wegbegleitung. Die Direktorin schloss mit berührenden Worten des Bischofs Franz von Sales: „Wenn du alles getan hast, was man von dir erwartet hat, wenn du sehr viel mehr getan hast, als man je von dir hätte fordern können – dann lege den Schlüssel unter die Matte und geh. Schau nicht zurück. […] Erwarte keine Dankeshymnen. […] und vergiss nicht: Einer weiß Bescheid.“ Sie dankte für die „schützende Hand“ Gottes sowie die große Anerkennung und Würdigung, die ihr beim Festakt zuteilwurde. Der Schule wünschte sie, dass sie auch künftig „mit Kraft, Fantasie, Leidenschaft und pädagogischer Kompetenz zu den besten katholischen Bildungseinrichtungen Bayerns und zu den herausragenden Schulen der Oberpfalz“ gehören möge. Den Gästen und der gesamten Schulfamilie gab sie abschließend sehr persönliche Worte mit auf den Weg: „Alles Liebe für euch alle!“ Begleitet von dem Song „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ und flankiert von den Schülersprecherinnen durchschritt die sich verabschiedende Direktorin einen Rosenregen, bevor sie zu einem gemeinsamen Mittagsmahl in der Gartenlaube lud.

Am letzten Schultag hieß es noch einmal Abschied nehmen

Nachdem Stiftungsdirektor Johannes Neumüller am 25. Juli 2019 die hoch geschätzte Realschuldirektorin Marlies Hoffmann verabschiedet hatte, sagten diese und zwei verdiente Lehrkräfte tags darauf – am letzten Schultag – vor der im Atrium versammelten Schulfamilie Adieu. So hieß es für die Schülerinnen von ihrer Direktorin und langjährigen Pädagogen Abschied zu nehmen. Schulleiterin Marlies Hoffmann, die ihrerseits selbst zum letzten Mal das Wort vor der ganzen Schulfamilie ergriff, verabschiedete die beiden Lehrkräfte Janett Vetter und Willibald Hücking und würdigte in bewegenden persönlichen Worten ihre Verdienste. Berührende Worte des Abschieds und des Dankes sprachen auch die Mitarbeitervertretung sowie die Schülersprecherinnen.

Studienrätin Janett Vetter wechselte nach 19 Jahren Dienst an der Mädchenrealschule aus familiären Gründen an eine Schule in ihrer früheren Heimatstadt. Die Pädagogin zeichnete sich im Besonderen durch ihr großes Engagement und professionelles Wirken im musischen Bereich, eine herausragende musikalische und tänzerische Förderung der Schülerinnen, den alljährlich höchst niveauvollen „Musikalischen Blütenzauber“, eine lebendige, strukturierte und sehr effektive SMV-Arbeit als langjährige Verbindungslehrerin und ihre Beliebtheit bei den Mädchen aus.

Wirtschafts- und IT-Lehrer Willibald Hücking wurde nach 16 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Als kompetenter und tatkräftiger Experte für Informationstechnologie und digitale Medien und MINT-freundlich aufgeschlossener Kollege immer am Puls der Zeit zeichnete er viele Jahre für die Systembetreuung und Digitalisierung der Schule mit verantwortlich.

Für die hoch geachtete und äußerst beliebte Direktorin schickten die Schülerinnen ihre guten Wünsche mit aufsteigenden Luftballons gen Himmel und schenkten ihr eine Schatztruhe, gefüllt mit rund 400 Briefen, auf denen sie – jede für sich – rührende Abschiedsworte festgehalten hatten. Um sich persönlich von ihrer Schulleiterin zu verabschieden, geduldeten sich die Mädchen in langen Warteschlangen. Bei einem gesellig-kulinarischen Beisammensein der Schulleitung, Lehrkräfte und Mitarbeiter und bilderreichen, stimmungsvollen Impressionen ließ man gemeinsame Erinnerungen noch einmal Revue passieren.

Irmgard Bink